Wenn man mit aller Gewalt Tränen zurückhält, tut das richtig weh in den Tränendrüsen.
Der Durchmesser der größten Spinnennetze betrug vielleicht 75 Zentimeter. Plus die Fäden zu den Baumstämmen, wo sie befestigt waren. Wir hatten beschlossen, die Netze nicht zu zerreißen, das war eine Regel unter den Kindern. Das Netz war so groß und die Spinne so klein, man wußte, wie sie geschuftet haben mußte, um es zu bauen. Schwester Ragna, die für den Garten zuständig war, fegte sie mit einem Besen herunter. Es wurde immer still, wenn sie es tat, so totenstill, daß sie jedesmal innehielt und sich umsah. Sie verstand es nicht, die vielen Kinder, die plötzlich völlig bewegungslos dastanden.
In diesen Augenblicken war sie in akuter Lebensgefahr. Nur ein paar Details, der Unterschied zwischen ihrem Körpergewicht und unserem, die Tatsache, daß man aus dem Büro im ersten Stock einen direkten Blick in den Garten hatte, hinderten uns daran, sie auszulöschen.
Die Netze waren so vollendet. So regelmäßig und dennoch unregelmäßig. Ganz gleich und immer verschieden. Bis ins Unendliche.
Und fast nie größer als 75 Zentimeter.
(Peter Høeg: Der Plan von der Abschaffung des Dunkels)
»Sie entwickelte eine wissenschaftliche Theorie«, sagte Katarina.
Wieso wissenschaftlich?
Zum ersten Mal hörte ich dieses Wort im Zusammenhang mit einem Gedanken, den sich ein gewöhnlicher Mensch gemacht hatte. Wieso war es wichtig – für ihre Mutter, und nachher für Katarina und nachher für mich und August –, daß die Theorie wissenschaftlich war?
Vielleicht gibt es auf der Welt nur zwei Arten von Fragen.
Die einen, die sie in der Schule stellen, auf die die Antwort im voraus bekannt ist und die nicht gestellt werden, damit irgend jemand klüger wird, sondern aus anderen Gründen.
Und dann die anderen, die im Laboratorium. Auf die man die Antworten nicht kennt, und oft nicht einmal die Frage, bevor man sie stellt.
Fragen wie die, was die Zeit ist, und warum Oscar Humlum sagte: rette dich, und warum sich Axel Fredhøj neben die Bewicklung gelegt hatte.
Fragen, die zu stellen ziemlich weh tut. Und die erst gestellt werden, wenn jemand unter Druck ist. Wie damals, als sie ihrer Mutter noch drei Monate gaben.
Das eben haben wir mit Wissenschaft gemeint. Daß das Fragen wie das Antworten mit Ungewißheit verbunden ist und daß beides weh tut. Doch daß es keinen Weg drumherum gibt. Und daß man nichts verbirgt, sondern daß alles offen ans Licht kommt.
(Peter Høeg: Der Plan von der Abschaffung des Dunkels)
Da waren wir auch am 10. April. Es war wirklich interessant und hat mir wieder gezeigt, wie nichtig meine ganzen blöden Sorgen sind. Darum poste ich hier in letzter Zeit auch nicht, was mich beschäftigt, weil es mir zu irrelevant vorkommt. Selbst wenn es mich erdrückt.
Um
was es geht.
Die
HP.