We feed the world (2005)
Schon im Oktober wollte ich mir diesen Film ansehen. Aufmerksam wurde ich einmal mehr durch das Filmplakat. Ich dachte es seien Bälle. Sie werden zwar wie Bälle behandelt, sind jedoch Tomaten, die von Spanien nach Österreich transport werden, weil der Transport ein Prozent vom Regalwert im Supermarkt ausmacht.
Der Film beginnt mit einem österreichischen Bauern, der seine derzeitige Lage schildert und die der Bauern, die schon aufgegeben haben. Wie es sich entwickelt hat, wie er die Wirtschaft von seinem Vater übernommen hat. Der Mais wird heute eher dazu verwendet um uns zu wärmen – mit der Fernwärme. Zumindest der, der in österreich angebaut wird. Das einleitende und ausleitende Bild ist ein Ofen, in dem Mais verbrannt wird. Wir verbrennen wertvolle Rohstoffe, bauen sie extra dafür an. Doch es soll noch besser kommen. Das Brot, das in Wien täglich weggeworfen wird kann eine Stadt wie Graz ernähren.
In Frankreich besuchen wir einen Fischer, der noch ca. drei bis vier Jahre ein solcher bleiben kann, weil dann die EU die Überhand haben wird. Ich beschließe auch das Essen von Fisch sein zu lassen und denke mir, dass ein Notizblock mit Kugelschreiber und kleinem Licht daran jetzt nicht schlecht wäre. Damit die EU allerdings ganz umstellen kann auf die Schiffe, die Tage draußen auf See sind, braucht sie das Wissen von den kleinen Fischern. Diese sind verpflichtet zu notieren welchen Fisch sie wie fangen. Ein Fischhändler zeigt, wie man erkennt ob der Fisch vom Kutter ist oder vom drei Mann Schiff.
Auf nach Spanien. Dort sind Hektar über Hektar, eine Zahl, die ich mir nicht ganz gemerkt habe, Gewächshäuser. Der Hubschrauber muss sie uns von oben zeigen, damit wir das Ausmaß erkennen. So wie man eigentlich sonst die Felder von oben sieht, sind da weiße "Felder". Die Tomaten kommen mir vor wie in einem Science Fiction Film. Hängen am Tropf, wo Wasser hineinfließt und Nährstoffe schätze ich. Aus Afrika kommen die Arbeiter, so sie die Flucht überleben, her um dort zu arbeiten, neben den Gewächshäusern zu leben. Ich frage mich, was diese Menschen noch antreibt.
Es geht weiter nach Rumänien. Dort werden immer mehr Hybridsamen gepflanzt, welche nur einmal verwendet werden können. Diese Samen müssen die Bauern von einer riesigen Firma ankaufen. Die EU hat bei der Einführung kräftig unterstützt, da sie aber nur einmalig verwendbar sind, sind die Bauern nun abhängig und bezahlen stolze 15,– Euro pro Gramm Hybridsamen. Ein Mitarbeiter einer solchen Firma, einer der führenden (wenn nicht sogar DIE führende), spricht mit den Bauern und bittet sie das nicht zu machen. Selbst wenn er eigentlich, im Sinne der Firma, Werbung für die Hybridsamen machen sollte. Er meint, dass das resultierende Gemüse zwar schön aussieht aber nach nichts schmecken würde.
Wir fliegen weiter nach Brasilien. Dort wird der Urwald, der Quadratmeter um einen Cent zu haben, abgeholzt wird, um den Tieren, die wir züchten Futter zu geben. Sojabohnen. Da wären wir bei den Hühnern angekommen, in Österreich (Steiermark). Von den Hennen die von den Hähnen bestiegen werden, bis zum Verpacken des Huhnes geht die Reise. Wir sehen wie die Eier in einer riesigen Anlage ausgebrütet werden (wieder eine immens hohe Zahl an Eiern in einem "Abteil"). Die Küken werden weiter transportiert, fiepend, sich nicht auskennend, von Förderband zu Förderband. Dann kommen sie zum Züchter. Der präsentiert, dass alles Computer gesteuert ist. Wieviel sie wann Futter bekommen usw. Die "fertig" gezüchteten Hühner werden dann verladen und in der Halle vom Schlachthof unter Blaulicht gehalten. Dieses können sie nicht sehen, so glauben sie es sei dunkel. Das beruhigt sie, damit sie möglichst stressfrei zur Schlachtung kommen. Sie werden aus den Kisten geworfen und kommen in ein Wasser in dem sie durch einen Elektroschock betäubt werden. Dann schlitzt ein Messer (sie hängen an den Füßen nach unten) beim Kopf vorbei. Ein Mitarbeiter testet daraufhin, ob die Tiere tot sind, bewaffnet mit einem Messer. Ich frage mich immer mehr, wie Menschen so einen Job ausüben können. Ich könnte das nicht. Ich finde mich immer mehr mit dem Gedanken ab als "Körndelfresser" bezeichnet zu werden und beobachte mit Grausen die weiteren Wege des Huhns in die Plastikschale.
Abschließend wird noch mit dem Chef von Nestlé gesprochen. Das Headquarter ist in Genf, wenn mich nicht alles täuscht und ganz oben ist ein Kärnter. Er erklärt, dass die 35 Stunden Woche ein Schwachsinn ist, denn um mehr Arbeit zu schaffen müssen die Leute mehr arbeiten. Es würde nichts bringen mehr Stellen zu schaffen mit 35 Stunden. Er verliert sich in seinen Behauptungen, Argumentation und man lacht ihn beinahe aus.
So gehe ich aus dem Film und denke mir, dass es gut ist einen Supermarkt gegenüber meiner zukünftigen Bleibe zu haben, der biologische Lebensmittel verkauft. Man stellt natürlich auch das in Frage und merkt wieder wie pervers es ist, dass Menschen an Hunger sterben und wir werfen LKW Ladungen an Brot weg, das oft nichts hat und maximal zwei Tage alt ist. Als ich in Wien gewohnt habe, musste ich einmal ein Brot wegwerfen, ein kleines Scherzerl. Und ich habe doch eineinhalb Jahre dort gewohnt. Ich denke das ist nicht so übel. Und ich beschließe wieder einmal keine Süßigkeiten zu essen und wieder mehr darauf zu achten. Nach so Filmen wird man meist radikal, aber scheinbar wird es nie so dermaßen zur Gewohnheit, dass man es länger hält. Darum sind so Dokumentationen immer wieder gut. Ich überlege mir die DVD zu kaufen und mir einmal im Jahr den Film anzusehen, zur Erinnerung, bis ich ihn dann auswendig kann...
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